Besondere Fälle aus der Praxis
IM FOKUS: ALLERGIEN und ALLERGIETESTUNG
In den letzten Jahren leiden immer mehr Hunde unter Allergien.
Es gibt viele Wege, ihnen zu helfen. Die meisten Therapien bekämpfen das Symptom, also den Juckreiz.
Nachhaltiger, nebenwirkungsfrei und für den Hund die beste Option ist eine Allergieaufarbeitung.
Dabei suchen wir nach der auslösenden Ursache. Ist es das Futtermittel, sollten sich die Juckreizsymptome nach einer strengen, auf den Hund abgestimmten Diät soweit reduzieren, dass der Hund beschwerdefrei ist.
Ändert sich die Situation nach der Ausschlussdiät nicht, so geht die Suche in Richtung Umweltallergie weiter.
Von den Symptomen her ist eine Futterallergie nicht von einer Umweltallergie zu unterscheiden.
Ebenfalls kann eine Flohbissallergie der Umwelt- oder Futterallergie im Krankheitsbild ähneln.
Daher sollte bei einem Allergiker grundsätzlich eine Insektenkontrolle erfolgen.
Zu den Umweltallergien zählen Hausstaubmilben, Vorratsmilben, Schimmelpilze sowie Pollen von Gräsern, Kräutern und Bäumen.
Es gibt zwei unterschiedliche Verfahren, um den Hund auf Allergien zu testen. zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität verhelfen.
Im Folgenden zeigen wir Fallbeispiele von Hund und Katze auf:
1. INTRACUTANTEST
Hierbei werden verschiedene Allergene in die Haut gespritzt und die Reaktion beobachtet.
Dazu wird der Hund sediert und die seitliche Brustwand geschoren.
Danach wird beobachtet, auf welche Substanz die Haut mit Schwellung und Rötung reagiert.
Das Ergebnis liegt also schon in der Praxis vor.
2. BLUTTEST
Bei diesem Test wird dem Hund Blut abgenommen und in ein Labor geschickt. Dort wird untersucht, worauf der Hund allergisch reagiert anhand von Antikörpern, die er z.B. gegen Pollen oder Hausstaubmilben richtet.
Bei einem positiven Allergietest besprechen wir mit dem Tierbesitzer die passende Therapie.
Die identifizierten Allergieauslöser werden in einer sogenannten „Desensibilisierungslösung“ aufbereitet und dem Hund injiziert. Damit entwickelt er eine Toleranz gegen die allergieauslösenden Stoffe.
Nicht nur das Symptom, sondern auch die Ursache der allergischen Reaktion wird behandelt.
Dies ist die einzige ursächliche Therapie und eine sehr gute, nebenwirkungsfreie Alternative zur Unterdrückung der Symptome mit Medikamenten.
Hauttest oder Bluttest?
Beide Tests sind in Studien als vergleichbar gut bewertet.
Es gibt aber Hunde, die - obwohl sie allergisch sind - keine positive Antwort im Bluttest zeigen.
Hier ist der Intracutantest verlässlicher, wenngleich aufwendiger.
Andererseits gibt es auch gerade bei den Hausstaubmilben auch bei nicht auf Hausstaubmilben allergischen Hunden positive Resultate beim Bluttest. Die Interpretation bleibt einem erfahrenen Dermatologen vorbehalten.
Welcher Test für Ihren Hund in Frage kommt, besprechen wir vor Ort.
Fallbericht Hündin Mila
Die 3-jährige Hündin Mila litt unter starkem Juckreiz, als sie unsere Praxis aufsuchte.
Der Intracutantest ergab eine Allergie auf Hausstaub- und Vorratsmilben.
Die beiden Bilder unten zeigen den Zustand der Hündin bei Vorstellung im Herbst 2023.
Insbesondere die Augenumgebung war stark gerötet und juckend.
Mila, 3-jährige West Highland White Terrier Hündin vor der Desensibilisierung:
Zur Kontrolle im Frühjahr 2024 nach Einleitung der Desensibilisierung ist die Hündin fast symptomfrei, braucht keinen Halskragen mehr und hat wieder eine gute Lebensqualität.
Mila 1 Jahr nach Beginn der Desensibilisierung:
IM FOKUS: Zahngesundheit bei Hund und Katze

Für unsere Haustiere sind gesunde Zähne genauso wichtig wie für uns Menschen.
Bei ihnen wird die Zahngesundheit aber leider oft unterschätzt!
Dabei ist sie ein weit verbreitetes Problem. Ca. 80 % aller Tiere leiden im Laufe Ihres Lebens unter Zahnerkrankungen. Tier können nicht reden und uns nicht mitteilen, wenn sie Schmerzen haben.
Aus diesem Grund unterziehen wir die Maulhöhle grundsätzlich einer gründlichen Inspektion, insbesondere begleitend zur jährlichen Impfung.
Zeigen sich Auffälligkeiten, empfiehlt sich das Anfertigen von Röntgenbildern der Zähne, um die Zahnwurzeln zu beurteilen.
Durch zeitnahe Diagnostik und Therapie können wir zahlreichen Tieren zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität verhelfen.
Im Folgenden zeigen wir Fallbeispiele von Hund und Katze auf:
Fall 1
Der 2-jährige Rüde „Sky“ wurde uns mit einer Schwellung der linken Gesichtshälfte vorgestellt.
Er fraß nur verhalten und war laut Besitzer in seinem Verhalten reduziert und weniger lebhaft.
Eine eingehende Untersuchung ergab, dass ein Zahn (P4) im Oberkiefer gebrochen war. Das erklärt sie Symptome. Eine Zahnfraktur kann durch Beißen auf harte Gegenstände wie Steine oder Knochen entstehen.
Nach dem Entfernen des Zahnes samt Wurzeln im Zahnfach ist die Gesichtsschwellung schon 2 Tage später nicht mehr vorhanden.
Der Rüde frisst wieder gut und ist schmerzfrei.
Fall 2
Die 8-jährige Katze Filou wurde uns vorgestellt, weil sie immer wieder zum Fressnapf lief, aber dann nur am Futter gerochen hat, ohne zu fressen.
Filou hatte sich seit einiger Zeit zurückgezogen. Die Besitzer fragten sich, ob dies auf sein Alter zurückzuführen sei.
Nach eingehender allgemeiner Untersuchung und Inspektion der Maulhöhle fiel ein stark gerötetes Zahnfleisch im rechten und linken Unterkiefer auf.
Wir rieten dazu, die Zähne zu röntgen. Der Verdacht fiel auf eine FORL-Erkrankung, welche auch als RL (d.h. resorptive Läsionen) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen schmerzhaften Prozess, der an den Zahnwurzeln beginnt.
Diese werden durch körpereigene Zellen, sogenannte Odontoklasten, abgebaut und resorbiert.
Nervenendigungen liegen frei, der Prozess kann sehr schmerzhaft sein.
Nach Extraktion der betroffenen Zähne (siehe Röntgenbilder) ging es der Katze schnell wieder besser.
Sie frisst wieder gut, spielt und hat auch ihr altes Gewicht wieder erreicht.
Fall 3
Patient Hund Loki, männlich kastriert, 4 Jahre, wurde mit einer leichten Schwellung der rechten Gesichtshälfte vorgestellt.
Bei der Untersuchung der Maulhöhle fiel eine Rötung und Schwellung des Zahnfleisches unter einem Backenzahn auf.
Um weitere Informationen über den Zustand des Zahnes zu erhalten, fertigten wir Dentalröntgenaufnahmen an.
Es zeigte sich ein Wurzelgranulom an den Backenzähnen im rechten Unterkiefer.
Nach der Extraktion der betroffenen Backenzähne waren Schwellung und Berührungsempfindlichkeit innerhalb von 2 Tagen verschwunden.
Fall 4
Der Hund Joshi, 12-jähriger Yorkshire Terrier, wurde uns wegen starken Mundgeruchs vorgestellt.
Schnell war geklärt, dass der Mundgeruch von einem hochgradigen Befall mit Zahnstein ausging.
Nach Reinigung aller Zähne ist der Mundgeruch verschwunden.
Die Besitzerin putzt seitdem ihrem Hund täglich die Zähne und stellt ihn halbjährlich zur Kontrolle der Maulhöhle vor.
Mundgeruch ist kein rein kosmetisches Problem. Durch die bakterielle Infektion, die mit Zahnstein einhergeht, kommt es zu Zahnfleischbluten und einem Rückgang des Zahnhalteapparates. Im schlimmsten Fall kommt es zum Zahnverlust.
Außerdem können Bakterien an Herzklappen und Nieren abgespült werden, was gesundheitliche Folgen für das Tier hat.
Von daher liegt der Fokus auf Prophylaxe.
Besondere Fälle aus der Praxis
Hündin Biana
„Im August 2019 kam Bina als Pflegehund aus einem Tierheim in Rumänien nach Köln auf die Pflegestelle.
Sie war in Rumänien ein absoluter Notfall. Und hatte sich dort bereits aufgegeben. Sie hatte kaum noch Fell, ließ sich nicht anfassen und kam nicht mehr aus ihrer Hütte heraus.
In Rumänien wurde vermutet, dass es ich um eine schwere Demodex handelt.
Wie sich jedoch nach ihrer Ankunft in Köln in der Praxis von Frau Dr. Nahrgang herausgestellt hat, handelt es sich jedoch um eine tiefe Hautinfektion mit Hefepilzen und Bakterien.
Die Hautpilzerkrankung wurde mit entsprechenden Medikamenten und täglichen Bädern sowie einer pflegenden Lotion behandelt.
Sehr schnell stellte sich eine Besserung des Hautbildes ein.
Des Weiteren wurde eine schwere Mittelohrentzündung festgestellt, ausgelöst durch eine Futtermittelallergie. Nach einer endoskopischen Ohrspülung besserte sich auch die schmerzhafte Otitis und die Lebensfreude kehrte zurück.
Bedingt durch eine sehr gute medizinische Betreuung hat Bina sich in der Zwischenzeit völlig erholt und ihr Fell ist schon wieder nachgewachsen.“
Vorher
Nachher
Darmoperation nach Darmverschluss durch Fremdkörperaufnahme
Die Katze Mini wurde in unserer Praxis vorgestellt, weil sie seit zwei Tagen Futter und Wasser erbrach. Nach Untersuchung und Röntgen war klar: Mini hat einen Darmverschluss. Die Besitzerin erzählte, dass sie in ihrer vorweihnachtlichen Begeisterung Cantuccini gebacken hat, ein Gebäck mit ganzen Mandeln. Davon hat Mini welche stibitzt. Noch am gleichen Tag operierten wir Mini und entfernten drei Mandeln aus dem Darm, die zu dem Verschluss geführt haben. Schon zwei Tage nach der Operation ging es Mini wieder gut. Sie genießt die Vorweihnachtszeit, wobei die Cantuccini gut unter Verschluss bleiben.
Lebensbedrohliche Hautentzündung als Endstadium einer Allergie
Als der Schäferhund Gin in unserer Praxis vorgestellt wurde, litt er schon seit Monaten unter erheblichen Hautbeschwerden. Die Auswirkungen waren unübersehbar und er war völlig apathisch geworden. Bisherige Therapieversuche hatten nicht angeschlagen. Er kam in unsere Praxis zum „letzten Versuch“ vor dem Einschläfern.
Nach einer gründlichen Untersuchung der Haut wurde das Problem erkannt - massiver Hefepilzebefall und massiver Bakterienbefall. Die Therapie dauerte relativ lange, weil Gin eine tiefgreifende Hautentzündung hatte. Ursache war eine Allergie.
Durch sehr gutes Mitwirken der Besitzerin konnte Gins Zustand sich zusehends verbessern. Der Weg der Genesung dauerte vier Monate. Heute ist Gin wieder ein fröhlicher und lebenslustiger Schäferhund. Sein Fell ist glänzend und vollkommen nachgewachsen. Er kommt seither regelmäßig alle vier Wochen zur Desensibilisierung.
Futtermittelallergie als Ursache für offene und entzündete Hautstellen
Offene und entzündete Hautstellen im Gesicht und ein apathischer Zustand besorgten den Besitzer einer Hauskatze sehr.
Die Katze wurde mit großflächigen Läsionen – besonders im Gesichtsbereich – vorgestellt. Sie war apathisch und hat sich häufig versteckt, um sich zu kratzen.
Nach eingehender Untersuchung diagnostizierten wir eine bei der Katze Pyodermie (bakterielle Erkrankung der Haut).
Nach der Behandlung der Pyodermie und einer Futterumstellung trat eine rasche Heilung ein, die Hautläsionen sind inzwischen völlig geschlossen.
Haarausfall als Folge eines Hodentumors
Im Herbst 2015 wurde uns der 10jährigen Australian Shephard-Rüde Sam wegen Haarlosigkeit an Hals, Rumpf, Rute und an den Hinterbeinen vorgestellt. Bei Sam stellten wir einen Hodentumor als Ursache fest. Daraufhin kastrierten wir Sam. Er wurde uns im Februar erneut vorgestellt. Die Haare sind komplett nachgewachsen und das Fell glänzt wieder.
Starker Juckreiz durch Hautinfektion
Giacomo, ein 11-jähriger Rüde, suchte uns das erste Mal im Dezember wegen starken Juckreizes auf. Er juckte sich schon seit Jahren immer mal wieder, aber jetzt so stark, dass er ganz nervös war und viel Gewicht und Haare verloren hat. Nach intensiver Hautuntersuchung fanden wir eine mit Hefepilzen und Bakterien übersäte Haut.
Giacomos Besitzer haben sehr fleißig mit medizinischen Shampoos gebadet und Tabletten verabreicht. Im Januar kam Giacomo entspannt und fast juckreizfrei zur Kontrolle. Auf den Fotos sieht man den Unterschied.