Expertin für „Hundesprache für Kinder“ bei WDR Servicezeit - Tiere suchen ein Zuhause, 11.08.2002

Expertin für „Hundesprache für Kinder“ bei WDR Servicezeit - Tiere suchen ein Zuhause, 11.08.2002

Das Kölner Tierärzteprojekt

Viele Eltern machen sich Sorgen, dass ihre Kinder von Hunden gebissen werden, viele Kinder haben Angst vor Hunden, und die Stimmung gegenüber Hunden ist zurzeit insgesamt negativ. Sätze wie „Der tut nichts ...“ darf man als Hundehalter ja kaum noch sagen. Zu Recht, denn: „Der tut nichts ...“ stimmt ja nur bedingt – wenn er provoziert, miss­verstanden und falsch behandelt wird, reagiert auch der bravste Hund irgendwann ungehalten.

Viel Ärger und viele gefährliche Situationen ließen sich vermeiden, wenn Menschen das Ausdrucksverhalten, also Körperhaltung, Schwanz-, und Ohrenstellung, Mimik und Laute, nur richtig deuten könnten. Gerade Kinder, die wenig Tiererfahrung haben, deuten aber vieles falsch beziehungsweise kommen gar nicht auf die Idee, dass ein Hund mit seinem Ausdruck ihnen etwas sagt.

Genau diese Sprache, nämlich „Hundisch“, will eine Tierarztinitiative Kölner Grundschulkindern beibringen. Initiator ist u.a. Dr. Wilfried Brach, der auch beim Kölner Runden Tisch mitarbeitet (einer Runde, an der u.a. Vertreter der Stadt Köln und Hundehaltervertreter beiwohnen). Mehrere Kölner Grundschulen haben schon Interesse an einer solchen „Unterrichtseinheit“ bekundet. Servicezeit Tiere suchen ein Zuhause war Mitte Juni in einer ersten Klasse der Katholischen Grundschule Köln- Rath dabei.

Der Unterricht

Jeder Tierarzt beziehungsweise jede Tierärztin hat ihre eigene Vorgehensweise in der Klasse. Mal wird ein echter Hund mitgebracht, mal werden die Besonderheiten der Hunde-Körpersprache am Plüschhund demonstriert, und der Unterricht kann in der Klasse und auch draußen als praktische Übung stattfinden.

„Servicezeit Tiere suchen ein Zuhause“ hat die Tierärztin Dr. Birgitta Nahrgang begleitet, die an diesem Tag mit der Tierarzthelferin Gabriele Fiege und deren Hund Rudi in die Klasse gegangen ist. Als Unterrichtsmaterial hatte sie außerdem einen Plüschhund zum Demonstrieren, ein echtes Hundegebiss und einen kleinen Test dabei.

Die Kinder haben anhand von „Kernsätzen“ oder „Regeln“ erfahren, was im Umgang mit Hunden wichtig ist. Dazu gehört zum Beispiel: „Behandle einen Hund so, wie du selbst behandelt werden möchtest!“, „Störe einen Hund nie beim Fressen!“ und „Kein Hund ist wie der andere“.

Anhand Rudis Verhalten und dem des Plüschhundes hat die Tierärztin wichtige Elemente der Hundesprache erklärt. Die Kinder wussten selbst auch schon einiges – Rath ist eine ländliche, ruhige Gegend, in der Kinder mehr als in der Stadt auch heute noch die Möglichkeit haben, Natur und Tiere positiv kennen zu lernen.

Nach dem theoretischen Unterricht wurde das gerade Gelernte auf der Schulwiese mit verschiedenen (der Tierärztin bekannten) Hunden ausprobiert: Alle haben gemeinsam verschiedene Hunde beobachtet, sich ihnen vorsichtig genähert und Ausdruck und Verhalten besprochen.

Weitere Informationen

Die Kölner Tierärzteinitiative betreibt dieses Projekt ehrenamtlich und würde sich freuen, wenn ihr Beispiel auch in anderen Städten – wörtlich genommen – Schule machen würde.

Die Idee, bei der Präsentation u.a. „Kernsätze“ oder „Regeln“ zu verwenden, geht auf eine Broschüre „12 Goldene Regeln für Kinder im Umgang mit Hunden“ des Vereins für das Deutsche Hundewesen (VDH) zurück.

Die Tierärztin Dr. Birgitta Nahrgang arbeitet beim Abfragen des Gelernten mit dem Buch „Mit Katz und Hund auf Du und Du“ von Monika Lange und Nikolaus Heidelbach:, Rowohlt Taschenbuch, 2002, ISBN 3-499-21180-7