Mit Hund unbeschwert Sommer, Sonne, Urlaub genießen - ein wenig Planung und eine gut ausgestattete Reiseapotheke gehören dazu."
(Erschienen in „NIPPERS 3/2013, Dähne Verlag, Ettlingen")
So geht es wohl den meisten von uns: Endlich Urlaub, endlich einmal richtig viel Zeit, sich nach Herzenslust mit dem Hund zu beschäftigen. Dazu gehören ausgedehnte Spaziergänge am Strand oder in den Bergen, Kuscheleinheiten oder auch ausgelassen mit dem vierbeinigen Freund spielen. Für den gelungenen Urlaub ist eine gute Vorbereitung hilfreich.
Vor der Reise
Vor jeder Reise gilt es, einige Formalitäten zu prüfen:
- Ist der Impfschutz auf Gültigkeit geprüft?
- Ist ein EU- Heimtierausweis nötig?
- Ist ein Gesundheitszeugnis erforderlich?
- Ist das Tier gechipt?
Für die Beratung bei den Formalitäten ist der Tierarzt der richtige Ansprechpartner. Je nach Land können die Einreise- und Impfbestimmungen variieren. Und je nach Land gibt es Maulkorb- oder Leinenpflicht.
Daneben geht es natürlich um das Wohl des Tieres.
- Wie belastend sind die klimatischen Verhältnisse für den Hund?
- Welchen besonderen Gesundheitsrisiken ist das Tier in dem Urlaubsland ausgeliefert?
Schutz vor Mittelmeerkrankheiten
Von besonderer Bedeutung bei einer Reise in den Süden ist das Risiko einer gefährlichen Infektion. Dies gilt für Regionen mit wärmerem Klima, so insbesondere im gesamten Mittelmeerraum. Die Überträger der zum Teil lebensbedrohlichen Infektionen sind Mücken und Zecken. Zu den bekanntesten "Reisekrankheiten" zählen die Leishmaniose, die Babesiose, die Ehrlichiose und die Herzwurmkrankheit. Die Inkubationszeit dieser Erkrankungen, d. h. der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, kann Monate bis Jahre betragen. Das macht das Erkennen der Krankheit oft schwer, da der Urlaub schon lange vergessen ist und die Krankheit einen unspezifischen und schleichenden Verlauf nehmen kann.
Hier die gute Nachricht: Das Infektionsrisiko lässt sich minimieren. Es gibt gute prophylaktische Möglichkeiten in Form von Halsbändern oder Spot-on-Präparaten. Diese wirken abwehrend gegen Zecken und Mücken, welche die Krankheitserreger beim Blutsaugen übertragen. Neuerdings gibt es auch einen Impfschutz gegen die Leishmaniose. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Grundimmunisierung aus drei Impfungen in dreiwöchigem Abstand durchgeführt wird. Sprechen sie frühzeitig mit ihrem Tierarzt über ihre Reisepläne mit dem Hund, damit er das Tier individuell und auf das Reiseland abgestimmt vorbereiten kann.
Während der Reise
Sicherheit geht vor. Empfohlen wird der Transport des Hundes gut gesichert, das heißt angegurtet oder in einer Transportbox. Viele Hundebesitzer schwören darauf, nachts oder frühmorgens zu starten. So können Überhitzung und natürlich auch lange Staus vermieden werden. Auf jeden Fall aber sollte die pralle Mittagssonne vermieden werden. Hunde sind besonders hitzeempfindlich, da sie nur wenige Schweißdrüsen besitzen. Steht das Auto in der Sonne, reicht auch ein offenes Fenster nicht, um den Hund vor Überhitzung zu schützen. Wichtig ist grundsätzlich eine ausreichende Wasserversorgung für das Tier. Nehmen sie einen Wasserkanister und einen Trinknapf mit, so dass sie ihren Hund mit ausreichend Flüssigkeit während der Reise versorgen können.
Flugreisen stellen den Hundebesitzer vor besondere Herausforderungen: Das Fliegen bedeutet für den Hund eine besondere Stressbelastung. Ist es beschlossene Sache, dass der Hund mitfliegt, gewöhnt man ihn idealerweise schon vorher an seine Transportbox. Eventuell ist es sinnvoll, dem Hund vor dem Flug ein stressreduzierendes Medikament zu verabreichen. Nonstop-Flüge sind weniger stressig für das Tier und man sollte überlegen, ob sich lange Flüge für kurze Urlaubstage vermeiden lassen.
Endlich am Ziel
Nach den anstrengenden Vorbereitungen und der Anfahrt haben Hund und Herrchen bzw. Frauchen sich eine entspannte, erholsame Auszeit vom anstrengenden Alltag verdient. Der Hund wird durch kleine Erkundungsspaziergänge an die neue Umgebung gewöhnt. Was die Küche angeht, unterscheidet sich der Hund erheblich von seinem Menschen. Während der Mensch die regionale Küche des Gastlandes erkundet und genießt, ist der Hund eher konservativ. Der Hund ist, was sein Futter angeht, ein Gewohnheitstier. Sein Verdauungstrakt ist auf Kontinuität ausgelegt. Von daher ist es ideal, dem Tier auch im Urlaub das gewohnte Futter anzubieten. Insbesondere gilt dies für Futtermittelallergiker oder Magen-Darm-empfindliche Patienten.
Reiseapotheke, ein nützliches Utensil, wenn der Hund im Urlaub erkrankt
Schön ist der Urlaub, wenn alles gut geht. Für den Fall der Fälle hilft es, schon eine Anlaufadresse einer Tierarztpraxis vor Ort zu haben. Schnell kommt es beim Toben oder Spielen zu einer Verletzung durch Gegenstände wie z.B. Scherben oder scharfkantige Muschelschalen. Besonders betroffen davon sind die Pfoten. In jede Reiseapotheke gehören deshalb Wundinfektionsmittel und Verbandmaterial. Was tun, wenn es im Gerangel zwischen zwei Artgenossen eine Bissverletzung gibt? Durch den hohen Keimgehalt des Speichels besteht die Gefahr einer Wundinfektion. Eine Spülung mit einer milden Lösung wie z.B. Kochsalzlösung dient der Keimverdünnung. Eine Betaisadona- oder chlorhexidinhaltige Wundsalbe kann danach aufgetragen werden. Im Zweifelsfall lieber einen Tierarzt vor Ort aufsuchen, da das Ausmaß der Gewebeschädigung größer sein kann, als auf den ersten Blick von außen sichtbar.
Bei Magen-Darm-Problemen wie Durchfall oder Erbrechen sollte der Hund zunächst ein bis zwei Tage nichts fressen. Trinken muss zur freien Verfügung angeboten werden. Gut ist es, für diesen Fall dem Trinkwasser Elektrolytpulver zuzufügen. Spätestens nach zwei Tagen ist auch hier eine Tierarztpraxis aufzusuchen, wenn es zu keiner Besserung gekommen ist.
Ist der Hund aus nicht offensichtlichen Gründen matt und schlapp, kann es sich um einen fiebrigen Infekt handeln. Ein eigens für den Hund angeschafftes Fieberthermometer hilft festzustellen, ob es sich um einen solchen handelt. Von einer erhöhten Körpertemperatur spricht man ab 39,0 Grad, von Fieber ab 39,5 Grad.
Unpigmentierte, also weiße Hunde können bei starker Sonneneinstrahlung einen Sonnenbrand bekommen. Sind z. B. die Ohrspitzen oder der Nasenrücken stark gerötet, ist es sinnvoll, einen physikalischen Sonnenschutz aufzutragen. Es gibt spezielle Produkte für Hunde auf dem Markt, so z. B. "sunfree". Selbstredend ist, dass der Hund besonders in der Mittagszeit in den Schatten gehört.
Auch wenn ihr Tier mit einem Zeckenschutz versorgt ist, kann sich doch einmal eine Zecke festsaugen. Für diesen Fall gehört ein Zeckenhaken oder eine Zeckenzange ins Reisegepäck. Auf gar keinen Fall Öl auf die Zecke auftragen, damit sich der Zeckendarm nicht entleert. Eine Pinzette ist nützlich, wenn Dornen oder andere Fremdkörper aus Pfoten oder Fell entfernt werden müssen.
Bindehautentzündungen des Auges werden mit einer antibiotischen Augensalbe behandelt, die sie sich vor Reiseantritt bei ihrem Tierarzt besorgen können. Besonders häufig ist Zugluft Auslöser einer Conjunctivitis. Daher beim Autofahren den Hund nicht der Zugluft durch offene Fenster aussetzen. Typische Symptome sind eitriger Augenausfluss und rote Bindehäute. Kneift der Hund das Auge stark zusammen, so ist das ein Zeichen für starke Schmerzen. Er sollte zur Überprüfung einer Hornhautverletzung einem Tierarzt vorgestellt werden.
Lahmt der Hund, kann es sein, dass er zu wild getobt oder sich vertreten hat. Für diesen Fall ist es gut, ein Schmerzmittel zur Hand zu haben und zu verabreichen.
In Kürze
- Bei der Reisevorbereitung Einreisebestimmungen erfragen
- Grundsätzlich Überhitzung vermeiden
- Unterwegs immer ausreichend Wasser mitführen und anbieten
- Reiseapotheke mitführen
Reiseapothekenausstattung
- Parasitenprophylaxe
- Verbandmaterial (Polsterwatte und selbsthaftende Binden), Schere, Kompressen
- Desinfektionsmittel, Wundsalbe (z.B. Betaisodonasalbe)
- Magen-Darm-Mittel (Elektrolytpulver, gegen Erbrechen z. B. MCP-Tropfen, evtl. Durchfalltabletten)
- Fieberthermometer
- Pinzette, Zeckenzange
- Augensalbe
- Schmerzmittel
Gut erholt wieder daheim
Die Reiseapotheke dient der Beruhigung oder leistet "im Ernstfall" gute Dienste für einen eingetretenen Notfall. Sollte sie nach dem Urlaub das Gefühl beschleichen, dass etwas mit ihrem Hund nicht stimmt, gibt ein Bluttest Auskunft darüber, ob sich ihr Tier eine Infektion zugezogen hat. Einen 100-prozentigen Schutz gegen die Reisekrankheiten kann die beste Prophylaxe leider nicht bieten, aber erheblich dazu beitragen, das Infektionsrisiko drastisch zu senken. Im besten Fall sind sie und ihr vierbeiniger Freund gut erholt wieder zu Hause angekommen.