Hot Spots auf dem Vormarsch

Dr. med. vet. Birgitta Nahrgang, Tierärztliche Praxis Nahrgang, Köln

(Erschienen in „NIPPERS 2/2014, Dähne Verlag, Ettlingen“)

In der warmen Jahreszeit ist der Hot Spot ein häufig gesehenes Krankheitsbild. Was genau versteht man unter einem Hot Spot eigentlich? Warum sind einige Hunde häufig und andere Hunde nie betroffen? Wie erkennt man einen Hot Spot und was kann man dagegen tun? Der folgende Text befasst sich mit den wichtigsten Fragen rund um den Hot Spot.

Was versteht man unter einem Hot Spot?

Im Fachjargon wird ein Hot Spot als pyotraumatische Dermatitis bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen haarlosen, nässenden, zur Umgebung scharf abgegrenzten Hautbezirk. Die Größe variiert von einem Eurostück bis zu handtellergroß. Er entsteht quasi über Nacht binnen weniger Stunden durch Selbsttraumatisierung, also durch Kratzen, Belecken und Benagen der Stelle durch den Hund. Am häufigsten sind das Gesicht, die Kruppe oder der Bereich von Schwanzansatz und Hinterläufen betroffen. Hunde mit einem Hot Spot werden in der Praxis häufig als Notfall vorgestellt.

Warum entsteht ein Hot Spot?

Es gibt mehrere Ursachen, die das Entstehen eines Hot Spots begünstigen. Die häufigste Ursache sind juckende Flohstiche. Aber auch Zeckenstiche oder Milben können einen Hot Spot auslösen. Auch Hautirritationen in Form von verfilztem Fell oder kleine Verletzungen werden in Verbindung mit einer pyotraumatischen Dermatitis gesehen. Bei Hot Spots im Gesichtsbereich muss geprüft werden, ob eine Ohrentzündung vorliegt. Generell gelten juckende oder schmerzende Hautirritationen als Auslöser.

Langhaarige Hunde sind häufiger befallen als kurzhaarige. Das hängt mit der schlechten Belüftung der Haut zusammen. Für bestimmte langhaarige Rassen wie den Golden Retriever, den Deutschen Schäferhund, Collie, Neufundländer, Bernhardiner und Bobtail gibt es eine Rassedisposition. Das bedeutet, dass diese Hunderassen eine Veranlagung für ein gehäuftes Auftreten von Hot Spots haben. Unter den Kurzhaarrassen zählen der Labrador und der Rottweiler zu den betroffenen Hunderassen.

Auch klimatische Verhältnisse wie hohe Außentemperatur und eine hohe Luftfeuchtigkeit führen zu gehäuftem Auftreten von Hot Spots.

Ist ein Hot Spot immer harmlos?

Bei frühzeitiger Erkennung und korrekter Behandlung heilt die Erkrankung ohne Komplikationen binnen weniger Tage ab. Es ist wichtig, das Fell um den Hot Spot auszuscheren. Sonst passiert es leicht, dass verklebte Haare den Hautbezirk verdecken. Nach dem Scheren sollte mit einer milden, antiseptischen Lösung gespült werden. Anschließend kann örtlich ein juckreizstillendes Präparat, z.B. eine Antibiotika-Kortison-Kombination aufgetragen werden. Primär geht es darum, den Juckreiz zu stillen und eine weitere Gewebeschädigung durch Kratzen, Belecken und Benagen zu verhindern.

Beim oberflächlichen Hot Spots finden Bakterien gute Lebensbedingungen vor. Das macht ihn gefährlich, denn wenn er nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann er in einen tiefen Hot Spot übergehen. Dann liegt eine echte, bakterielle Infektion vor. Den tiefen Hot Spot kann man daran erkennen, dass die Grenze zur umgebenden Haut unscharf wird. Die Umgebung ist krustig, gerötet, nässend eitrig und hochgradig schmerzhaft. Das Ausmaß der Infektion wird sichtbar, wenn alles Fell rund um die betroffene Stelle ausgeschoren wurde. Das Ausscheren sollte aufgrund der Schmerzhaftigkeit unter Beruhigung oder leichter Narkose vorgenommen werden. Nur so ist auch bei Tieren mit langem Fell eine Beurteilung und Behandlung möglich. Ein tiefer Hot Spot wird zusätzlich zur örtlichen Therapie mit einem Antibiotikum in Tablettenform behandelt - und das in den meisten Fällen über Wochen. Kortison ist in diesem Fall tabu.

Was kann man vorbeugend gegen einen Hot Spot tun?

Sie können ihrem Tier helfen, wenn sie ein paar Regeln beachten. Eine der häufigsten Ursachen für Hot Spots sind Flöhe und andere Hautparasiten. Der beste Schutz für Hunde mit Neigung zum Hot Spot ist deshalb ein ganzjähriger Floh- und Zeckenschutz. Es gibt ihn in Form von Spot-Ons oder Halsbändern. Eine gute Fellpflege und regelmäßige Ohrkontrollen sind weitere Punkte, auf die sie als Besitzer achten können. Findet sich keine Ursache für das häufige Auftreten von Hot Spots, empfiehlt es sich, das Tier auf eine Allergie zu untersuchen.

Fallbeispiel Golden Retriever

Es handelt sich um einen drei Jahre alten Golden Retriever, der seit einem Jahr immer wieder Hot Spots in der linken Gesichtshälfte entwickelt. Die Besitzer berichten, dass der Hot Spot eigentlich nie wirklich ganz abgeheilt ist. Unter Therapie kommt es zwar zur Besserung, doch treten immer wieder Rezidive auf. Gleichzeitig ist den Besitzern ein unangenehmer Hautgeruch aufgefallen. Bei eingehender Untersuchung wird eine bestehende Ohrentzündung festgestellt. Im Ohr sind Bakterien und Hefepilze. Nach Abklärung und Behandlung der Ohrentzündung heilt der Hot Spot dauerhaft ab.

Fallbeispiel Mischlingshündin

Fallbeispiel Mischlingshündin

Es handelt sich um eine sieben Jahre alte Mischlingshündin, die immer wieder Hot Spots im Bereich von Kruppe und Schwanzansatz entwickelt. Die Hündin ist regelmäßig im Reitstall mit dabei, wo sich auch viele freilaufende Katzen aufhalten. Möglicherwiese hat sie dadurch immer wieder Flohkontakt. Seit einer konsequenten Flohbehandlung in Form von Tabletten und Spot On-Präparaten ist es zu keinem weiteren Auftreten von Hot Spots mehr gekommen.

Fazit

Der Hot Spot ist, wenn er rechtzeitig erkannt und behandelt wird, gut in den Griff zu bekommen. Ganzjähriger Flohschutz und gute Fellpflege helfen, Hot Spots zu vermeiden. Erst dann, wenn bereits eine tiefe Hautinfektion vorliegt, ist die Behandlung langwierig und intensiv.