Entzündete Hundepfoten – was steckt dahinter?

Dr. med. vet. Birgitta Nahrgang, Tierärztliche Praxis Nahrgang, Köln

(Erschienen in „NIPPERS 1/2015, Dähne Verlag, Ettlingen")

Der tiermedizinische Fachbegriff für entzündete Hundepfoten ist Pododermatitis. Er kommt von den Begriffen „Podo“ wie Füße und „Dermatitis“ wie Hautentzündung. Da die Haut der Hundepfote sehr empfindlich ist, kann sie sich leicht entzünden. Meistens bemerken Hundebesitzer sehr schnell, dass das Tier Probleme hat. Es leckt verstärkt an den Pfoten, hinkt oder ist weniger lebhaft. Wie man sieht, ist der Leidensdruck für das Tier hoch. Deswegen gehören Pfotenerkrankungen auch zu den häufigsten Gründen, warum tierärztlicher Rat eingeholt wird.

Kein Patentrezept

Es gibt kein Patentrezept dafür, welche Untersuchungen der Tierarzt in welcher Reihenfolge vornimmt. Wichtig ist die Krankengeschichte des Patienten. Dabei spielen das klinische Bild, die Rasse und das Alter eine Rolle. Hat der Patient schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich? Handelt es sich um eine Kurzhaarrasse? Für die Entzündung selbst, kann es unterschiedliche Gründe geben:

Häufige Ursache für entzündete Pfoten sind Fremdkörper. Hochsaison ist die warme Jahreszeit, wenn die Tiere über Wiesen und Felder laufen. Der Spaß endet dann, wenn sich Pflanzenteile oder Holzsplitter in die empfindliche Haut zwischen die Zehen bohren. Der Hund spürt den Fremdkörper sofort und schon über Nacht beginnt er, die Pfote unentwegt zu belecken. Am Lecken der Pfote erkennt der Hundebesitzer, dass etwas nicht stimmt. Meist sind nur eine Pfote und einer der Zehenzwischenräume betroffen. Es entsteht eine Art Blase, die ein Tierarzt öffnen und den Fremdkörper entfernen kann. Die Pfote heilt dann sehr schnell ab.

Parasiten lösen ebenfalls Pfotenentzündungen aus. Dazu gehören Herbstgrasmilben und Demodexmilben. Herbstgrasmilben siedeln sich gerne in Zehenzwischenräumen an. Man erkennt sie mit bloßem Auge als winzige, orange Pünktchen. Sie kommen häufig im Spätsommer und Herbst vor. Vorbeugend kann man leider wenig machen. Wenn die orangen Pünktchen entdeckt werden, sollte ein Tierarzt konsultiert werden, der entzündungshemmende Medikamente verordnen kann. Im Gegensatz zur Herbstgrasmilbe siedelt sich die Demodexmilbe in der Haut an und ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Demodexmilbe ist nicht nur ein schädlicher Parasit. Eine aufgrund dieses Parasiten entzündete Pfote zeigt, dass mit dem Immunsystem etwas nicht stimmt. Bei Verdacht auf die Demodexmilbe muss für die Diagnose vom Tierarzt etwas Haut abgeschabt und mikroskopisch untersucht werden. Die Therapie ist auf das Abtöten der Milbe ausgerichtet. Ursache für ein geschwächtes Immunsystem können Tumore oder Hormonstörungen sein. Hormonstörungen kommen beim Hund recht häufig vor. Sie verursachen meistens Veränderungen der gesamten Haut des Hundes. So kann ein Hund, der an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, gleichzeitig ein stumpfes, glanzloses Fell haben. Die Haut neigt vermehrt zu Infektionen. Ein Hund, der zu viel Kortison produziert (Cushing Syndrom), kann aufgrund seines geschwächten Immunsystems zu Demodexmilben neigen.

Infektionen sieht der Tierarzt häufig auch bei allergischen Hunden. Die Allergie verursacht Juckreiz. Dieser veranlasst den Hund, seine Pfoten fortwährend zu belecken und zu benagen. Die Pfote entzündet sich, der Speichel liefert Feuchtigkeit und Nährstoffe für das Wachsen von Bakterien und Hefepilzen. Durch eine gezielte Behandlung lässt der quälende Juckreiz nach und der Hund fühlt sich wieder wohl.

Wenn es schubweise immer wieder zum Auftreten neuer Granulome beziehungsweise Blasen zwischen den Zehen kommt, dann kann es sich um eine besondere Form der Pfotenentzündung handeln: die „idiopathischen, sterilen, interdigitalen Pyogranulome“. Das sind entzündungsbedingte, knötchenartige Gewebszubildungen zwischen den Zehen. Bullterrier und Labradore sind häufig betroffene Rassen. Meist treten die Veränderungen an den Vorderpfoten symmetrisch auf. Betroffen sind die Zwischenräume der äußeren Zehen. Im Extremfall können auch alle Zwischenräume der vier Pfoten betroffen sein. Krallen und Ballen sind hierbei unauffällig. Wie die Granulome entstehen, ist nicht endgültig geklärt. Individuelle Probleme wie Plattfüße oder Fehlbelastungen der Gliedmaße zählen zu den potentiellen Auslösern. Wiederkehrende Lahmheiten, besonders auf hartem steinigem Untergrund gehören zum Krankheitsbild. Granulom fördernd ist eine mechanische Belastung der Haut der Pfotenunterseite. Die Haarfollikel können einreißen. Jetzt liegen Haarbruchstücke frei, die beim gesunden Hund in einen Haarfollikel eingebettet sind. Die jetzt frei liegenden Haarfragmente erkennt der Körper als Fremdmaterial. Entsprechend reagiert er darauf mit einer Entzündungs- oder Abstoßungsreaktion. Die entstandene Entzündung wird in Form von Granulomen an der Oberseite der Pfote sichtbar.

Beim beginnenden Pfotengranulom sind meist keine Bakterien beteiligt. Im Laufe der Entzündung kann es insbesondere durch das intensive Belecken der Pfote zum Einnisten von Bakterien in der Pfote kommen. Die Therapie richtet sich nach dem Untersuchungsergebnis einer Hautprobe, eine langwierige Behandlung ist aber keine Seltenheit. Trotz langwieriger und aufwendiger Behandlung kann es bei dieser tückischen Erkrankung zu Rückfällen kommen. Bei einem Wiederaufflammen der schmerzhaften Knötchen oder Blasen gilt es, frühzeitig therapeutisch einzugreifen. Oft hilft es, wenn das Tier abnimmt, da sich der Kontakt zwischen der empfindlichen Pfotenhaut und der Bodenfläche verringert.

Für jeden Hund muss man also individuell die Hautprobleme im Pfotenbereich abklären. Bei chronischen Problemen kann der Behandlungsweg langwierig und aufwendig sein. Eine frühzeitige Behandlung lohnt sich also.